Atari ST | |
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Hersteller: | Atari Corporation |
Hauptprozessor: | Motorola 68000 @ 8 MHz |
Erschienen: | 1985 |
Eingestellt: | 1994 |
Speicher: | 512 KiB ~ 4 MiB |
Betriebssystem: | TOS 1.x |
Atari ST ist eine Serie von Heim- bzw. Personal Computern der Atari Corporation, die von 1985 bis 1994 produziert wurde. Die ST-Serie eignete sich durch die grafische Oberfläche GEM unter anderem für professionelle Büroanwendungen und wurde wegen der serienmäßig vorhandenen MIDI-Schnittstelle als Standardcomputer in kleinen und großen Tonstudios verwendet. Die Abkürzung „ST“ steht dabei für Sixteen/Thirty-Two (16/32), da der verwendete Hauptprozessor, der Motorola 68000, einen 16 Bit breiten Datenbus hat und intern mit 32 Bit arbeitet.
Die ST-Serie war eine Alternative zu den wesentlich teureren Macintosh-Modellen von Apple und stand in direkter Konkurrenz zu IBM-PC-kompatiblen Computern und der Amiga-Reihe der Firma Commodore.
Der Atari ST war eines der ersten verbreiteten Modelle mit einer grafischen Benutzeroberfläche, dem GEM von Digital Research. Die Hauptspeichergröße lag zwischen 512 KiB (520ST) und 4 MiB (Mega ST4), diese Zahl wurde, nach Aufrunden, Teil der Modellbezeichnung (520ST – 512 KiB; 1040ST – 1024 KiB = 1 MiB).
Einzige Ausnahmen bildeten der 260ST (wurde mit 512 KiB ausgeliefert) und der 520ST+ (1 MiB). Der 260ST sollte – getreu seiner Bezeichnung – nur mit 256 KiB ausgeliefert werden, in der Endphase der Entwicklung stellte sich jedoch heraus, dass 256 KiB definitiv nicht ausreichen würden, um den Rechner mit TOS sinnvoll zu betreiben. Da jedoch die Werbung bereits angelaufen war, wurde er kurzerhand mit 512 KiB ausgeliefert. Bei den ersten in Europa erhältlichen 260ST wurde wie beim ersten amerikanischen 520ST das TOS von Diskette nachgeladen, was die Größe des verfügbaren Speichers stark reduzierte. Der 260ST unterschied sich kaum vom 520ST. Eigentlich bestand der einzige Unterschied darin, dass der 520ST das TOS in Festwertspeichern (ROM) mitbrachte, wobei die ersten 520ST und ST+ noch ohne solche Speicherbausteine geliefert wurden, weil diese zum Produktstart noch nicht verfügbar waren. Die Nachrüstung war aber auch beim 260ST einfach, da die Sockel bereits vorhanden waren. Der Ur-520ST verschwand bereits ein halbes Jahr nach Erscheinen vom Markt, ihm folgte ein Jahr später der 260ST. 1989 wurden sämtliche STs ohne Diskettenlaufwerk sowie der 1040STF eingestellt, Ende 1990 der MegaST und im Januar 1994 alle übrigen Geräte (zu dem Zeitpunkt bestand die Modellpalette aus 1040STFM, 1040STE, MegaSTE und den High-end-Rechnern Falcon 030 und TT 030).
Die Konzeptänderungen nach Abschluss der Entwicklungsphase zeigen sich auch beim Modell 520ST+. Hier fanden die zusätzlichen Speicherbausteine auf der Hauptplatine keinen Platz, so dass sie von Hand huckepack auf die Speicherschaltkreise der regulären Bestückung gelötet werden mussten. Einzelne Pins (RAS, CAS) dieser zusätzlichen Schaltkreise wurden nach oben gebogen und frei verdrahtet.
Zusätzliche Buchstaben gaben weitere Ausstattungsmerkmale an: „F“ im Namen gab ein internes Diskettenlaufwerk an, „M“ einen HF-Modulator. „+“ bedeutete eine Speichererweiterung (520ST+) oder andere Erweiterungen wie beim nicht veröffentlichten 1040 STE+. „E“ kommt von enhanced, diese Rechner waren um einige Funktionen, beispielsweise die Fähigkeit, Töne auf 2 Kanälen wiederzugeben, und eine auf 4096 Farbtöne erweiterte Farbpalette erweitert worden. Die Modelle „LST“ (Stacy) und „NST“ (ST Book) bezeichnen tragbare Geräte.
Bis November 1985 wurde der Atari ST mit dem Betriebssystem auf Diskette ausgeliefert (TOS 1.0), spätere Modelle hatten das Betriebssystem im Festwertspeicher eingebaut.
Der Software-Emulator CPMZ80 für den Zilog-Z80-Hauptprozessor und für das Betriebssystem CP/M 2.2 wurde kostenlos von Atari mitgeliefert. Dadurch konnten, vor allem zu Beginn, die damals weitverbreiteten 8-Bit-Programme für CP/M, wie z. B. WordStar, dBASE, Microsoft Multiplan, Turbo Pascal und andere, auf dem Atari ST weiterbenutzt werden, und die mit diesen Programmen erzeugten Dokumente, Datenbanken, Quellen und Daten blieben weiter verwendbar.
Die MegaST-Serie besaß eine abgesetzte Tastatur und einen Hauptspeicher von bis zu 4 MiB. Festplattenlaufwerke waren ebenfalls verfügbar (anfangs mit MFM-Verfahren und 20 MB) und direkt an den Atari ST anschließbar (DMA-Port, auch ACSI-Port (SCSI-Variante, steht für „Atari Computer System Interface“) genannt).
Der Atari ST besaß die Möglichkeit, entweder einen hochauflösenden Schwarzweiß- oder einen geringer auflösenden Farbbildschirm anzuschließen. Die Farbauflösung betrug 320×200 Bildpunkte bei 16 Farben und 640×200 Bildpunkte bei vier Farben, jeweils aus einer Palette von 512 Farben (bzw. 4096 beim STE).
Der weit verbreitete monochrome Monitor SM124 hatte eine Auflösung von 640×400 Bildpunkten bei 70 Hz Bildwiederholfrequenz. Dies waren für die damalige Zeit hervorragende Werte, im Bereich der IBM-PC-kompatiblen Computer gab es gerade CGA, HGC und für besonders teure Rechner EGA, das nur 640×350 Bildpunkte und 60 Hz Bildwiederholfrequenz bot. Die Nachfolgemodelle SM125 und SM14x stellten auch 640×400 in 70 Hz dar.
Der Rechner wurde besonders im CAD- oder Desktop-Publishing-Bereich populär, insbesondere als Atari und andere Hersteller die hochauflösenden 19″-Monochrom-Monitore auf den Markt brachten. Im deutschsprachigen Raum überwogen auch ansonsten eher Büroanwendungen wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation. Insbesondere für die Naturwissenschaften und für die Altphilologie (Altgriechisch, Hebräisch, textkritische Sonderzeichen, Umschriften etc.) stand mit dem Textverarbeitungsprogramm Signum! eine Software zur Verfügung, die in dieser Zeit nahezu Alleinstellungsmerkmale aufwies.
In den Vereinigten Staaten wurde der ST vorwiegend mit Farbmonitor eingesetzt und galt eher als Spiele- und Demomaschine (siehe: Atari-ST-Demoszene). Weltweit brachte dem Atari ST eine fest eingebaute MIDI-Schnittstelle eine weite Verbreitung bei Musikern und in Tonstudios ein. Dazu gehörte auch Mike Oldfield, der den Atari ST überwiegend für die Arrangements seiner Songs nutzte. Auf dem Album Earth Moving wurde die Verwendung des Atari ST auf der Rückseite des Covers angegeben. Auch Depeche Mode[1] und Fleetwood Mac nutzten in dieser Zeit den ST. Außerdem war der Atari ST sozusagen ein Mittler zwischen den Welten. Das Dateisystem der Disketten war mit dem von MS-DOS weitgehend kompatibel, so dass man beispielsweise Zugriff auf Textdateien hatte, die auf einem PC erstellt wurden. Es gab auch einen Macintosh- sowie einen CP/M- und Z80-Emulator, und er wurde – mit entsprechender Software versehen – als intelligentes Terminal und Entwicklerstation an verschiedensten Großrechnern und Mini-Computern von Hewlett-Packard sowie Workstations von Texas Instruments und Hewlett-Packard eingesetzt. Bemerkenswert am Betriebssystem der ST-Familie war die Vielfalt der bereitgestellten Schnittstellen. So war von Anfang an an den Anschluss von Grafiktabletts und Kameras gedacht, was zur damaligen Zeit einzigartig war, zumal entsprechende Hardware auf dem Markt überhaupt nicht verfügbar war.
Der Atari ST war zum im Jahr 1984 dreimal so teuren Macintosh von Apple eine für breite Massen erschwingliche Alternative und stand in Konkurrenz zum etwas später auf den Markt gekommenen Amiga von Commodore.
Mehrere Fachzeitschriften wie ST-Computer, ST-Format, ST Magazin, TOS, XEST, ATOS, 68000er oder Atari Inside versorgten die Nutzer mit Informationen zu diesem Rechner.
Standardmäßig bei allen ST-Varianten vorhanden sind:
Einige Modellvarianten haben darüber hinaus noch zusätzliche Anschlüsse:
Modell | Größe | Auflösung | Bildwiederhol- frequenz |
Bemerkungen |
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Monochrom | ||||
SM124 | 12″ | 640×400 | 70 Hz | |
SM125 | ||||
SM144 | 14″ | wurde zusammen mit dem Atari Mega STE in den Markt eingeführt. | ||
SM146 | ||||
SM147 | nur in den USA vertrieben | |||
SM194 | 19″ | 1280×960 | konnte mit ECL-Grafikkarte z. B. von Viking oder der Matrix M110 am Systembus der Mega-ST-Serie betrieben werden | |
SM195 | ECL-Signal, konnte vom Atari TT direkt angesteuert werden | |||
Farbe | ||||
PS3000 | 12″ | 320×200 und 640×200 | mit internen einseitigem 3½″-Diskettenlaufwerk (sehr selten, Vertrieb nur in Nordamerika) | |
SC1224 | 50/60 Hz | nach PAL-Norm, mit RGB-Signaleingang und Atari-spezifischem Stecker | ||
SC1425 | 14″ | mit SCART-Eingang (vgl. Commodore 1084) | ||
SC1435 | mit Stereolautsprecher (vgl. Philips CM-8833-II) |
Im Internet kursiert eine Fülle von Emulatoren für Atari ST. Die meisten dieser Emulatoren benötigen für ihre Funktion jedoch ein Abbild originaler Atari-ROMs, daher dürfen sie aus lizenzrechtlichen Gründen nur dann benutzt werden, wenn der Eigentümer des Rechners selbst auch Eigner eines Atari ST (bzw. seiner ROMs) ist. Als legaler Ausweg bleibt die Verwendung nachprogrammierter, frei erhältlicher TOS-Versionen wie EmuTOS.
Atari-Disketten können meist vom PC (oder einem älteren Macintosh) gelesen werden. Schwierigkeiten bereiten jedoch Umlaute in Pfad- und Dateinamen aufgrund der unterschiedlichen Zeichensätze sowie höher formatierte Disketten (d. h. mit mehr als 80 Spuren und/oder mehr als 9 Sektoren pro Spur); diese funktionieren zuverlässig nur mit einem Original-Atari-Rechner und müssen daher umkopiert werden. Falls kein entsprechender Atari-Rechner zur Verfügung steht, kann dies z. B. mit der Live-CD von ARAnyM erfolgen. Dieser Weg, der lizenzrechtlich unproblematisch ist und der keinerlei Installation auf dem „Wirts-PC“ voraussetzt, macht es möglich, auf einer PC-Hardware auch ältere Atari-Diskettenformate zu lesen und die Dateien auf DOS-formatierte Disketten zu kopieren. Eine weitere Möglichkeit: 2DD-Disketten, die unter MS-DOS mit dem Befehl format a: /u /f:720 formatiert werden, können sowohl vom Atari als auch von Windows gelesen und geschrieben werden und daher als Transportmedium zwischen beiden Computerwelten dienen. Windows XP unterstützt den Parameter /f:720 nicht mehr, deswegen muss man auf format /t:80 /n:9 a: ausweichen.
Da aktuellen PCs das Diskettenlaufwerk fehlt, bleiben hier die Lösungen, die Daten entweder auf CD zu brennen, ein Diskettenlaufwerk nachzurüsten bzw. ein USB-Laufwerk anzuschließen, Wechselmedien wie ZIP-, JAZ- oder DVD-RAM-Laufwerke, Speicherkarten wie CF und SD (der Atari kann mit geeigneter Software wie dem HDDRiver oder BIGDOS PC-kompatible Fest- und Wechselplatten sowie Speicherkarten lesen und schreiben) oder den Atari und den aktuellen Computer mittels Netzwerkkarte am Atari (EtherNEC bzw. EtherNEA) und meist vorhandenem Netzwerkanschluss zu verbinden.
Ein Open-Source-Emulator ist Hatari, ein anderer Open-Source-Emulator STEEM SSE.[3]
Ein professioneller Atari-Emulator für die Macintosh-Plattform ist MagiCMac(X). Dieser Emulator stellt Calamus u. a. eine Drucker-Schnittstelle zur Verfügung, so dass Calamus jeden Apple-seitig installierten Drucker erkennen und ansprechen kann. Auf der Intel-MagicMac-Version funktioniert dieser Druckertreiber jedoch nicht mehr. Calamus-SL-Anwender behelfen sich mit dem PDF-Export und drucken die erzeugten PDF-Dateien dann unter OS X aus.
Für Windows-Betriebssysteme gibt es das Pendant MagiC PC. Auf der 32-Bit-Version von Windows 7 läuft der STemulator.
Für die Apple-PCs Performa 450, 475 und 630 existierte zudem (1995) mit Mac STout eine MagicMac-kompatible Schnittstellenkarte, die die beim Macintosh nicht vorhandene parallele (Centronics-/Drucker-)Schnittstelle sowie eine serielle Schnittstelle mit originalen Atari-Chips nachrüstete. In Verbindung mit MagiC Mac konnten Programme wie Wordplus, Signum!, Script oder Calamus so mit PC-Druckern drucken, und Atari-Programme liefen auf dem Macintosh mit etwa vierfacher Geschwindigkeit eines Atari TT. McSTout existierte zudem in einer Variante, die zudem auch noch MIDI-Ports bereitstellte.
Siehe auch Kategorie:Atari-ST-Spiel.
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